Giovanni, erzähl uns, wie du Önologe geworden bist und wie du zu Matasci Vini gekommen bist.
Ich habe drei Jahre lang Weinbau und Önologie an der Universität Mailand an der Fakultät für Agrarwissenschaften studiert. Statt eines Masterabschlusses entschied ich mich, praktische Erfahrung im Ausland zu sammeln. Ich machte zwei Weinlesen in einem Jahr, einmal in der nördlichen und einmal in der südlichen Hemisphäre. Ich habe in wichtigen Weinbauländern wie Neuseeland, Australien, Chile, Kalifornien, Kanada, Spanien und Italien gearbeitet. Nach diesen Erfahrungen im Ausland wurde mir eine wichtige Stelle in der Toskana angeboten, bei der Firma Dievole im Chianti Classico-Gebiet. Ich nahm mit Begeisterung an und arbeitete fünf Jahre lang in der Toskana als verantwortlicher Önologe. Danach kehrte ich aus familiären Gründen nach Norditalien zurück und arbeitete als Berater für ein Büro, das sich mit der Beratung von italienischen Weinen befasste, die in die Vereinigten Staaten exportiert werden sollten. Im Jahr 2020 bin ich, motiviert durch den Wunsch, wieder in einer Weinkellerei zu arbeiten, zu Matasci ins Tessin gekommen.
Was hat dich am Tessiner Weinsektor positiv beeindruckt?
Vor allem die Vielfalt des Tessiner Terroirs, die ich so nicht vermutet hätte. Obwohl ich aus der Lombardei stamme, wusste ich sehr wenig über die Geschichte des lokalen Weinbaus in dieser Region, in der ich jetzt arbeite. Ich war erstaunt, Weinberge zu entdecken, die das Terroir so gut zum Ausdruck bringen können. Was mir am Tessin gefällt, ist die Aufwertung der Hauptrebsorte Merlot, die im Laufe der Jahre mit Stolz gepflegt wurde. Mir gefällt die Arbeit an den Sorten, mit denen wir die Facetten dieses Terroirs ans Licht und ins Glas und damit auch zum Konsumenten bringen können. Das bedeutet, dass wir in der Weinkellerei Anreize haben, Weine zu produzieren, die sich vom Terroir her unterscheiden und daher einzigartig sind. Die Geschichte des Tessins erzählt sich durch die Rebsorte immer wieder neu.
Wie arbeitet ein Önologe mit den kleinen Tessiner Weinerzeugern zusammen, um Trauben bester Qualität zu erhalten?
Die Pflege der Trauben im Weinberg ist grundlegend, um ein Qualitätsprodukt zu erhalten. Aus diesem Grund ist es wichtig, einen direkten und ständigen Kontakt mit allen kleinen Erzeugern zu haben, die uns die Trauben in die Kellerei bringen. Matasci ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes, denn hier gibt es Winzer, die ihre Trauben selbst anliefern. Dies kann es erschweren, qualitativ hochwertige Trauben zu erhalten, aber durch die gemeinsame und sehr enge und konstante Zusammenarbeit mit den Winzern können wir aussergewöhnliche Ergebnisse erzielen. Man denke nur an die Auszeichnungen, die unsere Weine allein im Jahr 2023 erhalten haben: 2 Goldmedaillen und 1 Silbermedaille an der Mondial du Merlot (Tendro, Lococoste und Selezione d’Ottobre Riserva 2020), 1 Silbermedaille an der Expovina (Lococoste 2020) und 2 Goldmedaillen und 1 Silbermedaille am Grand Prix du Vin Suisse (Selezione d’Ottobre, Cent, Terramatta 2020), insgesamt also 7 Medaillen.
Inwiefern kann die Technologie in der Weinkellerei zur Herstellung von Qualitätsweinen beitragen?
Die Technologie kann in vielerlei Hinsicht dazu beitragen, die Qualität der Weine zu verbessern. Zum Beispiel trägt sie dazu bei, einige wichtige Prozesse bei der Vinifikation zu beschleunigen, präziser zu arbeiten und eine bessere Steuerung der Produktionsdynamik zu gewährleisten. So ermöglicht sie beispielsweise die Kontrolle und Anpassung der Gärungstemperatur in den Tanks, die Regulierung beim Keltern der Trauben und den Einsatz von Pumpen mit empfindlichen und gleichzeitig schnellen Pumpsystemen. Diese und viele andere Technologien sind sehr wertvolle Werkzeuge, die dem Önologen zur Verfügung stehen. Sie müssen jedoch mit Logik und Sinn in einen önologischen Zusammenhang gestellt werden. Entscheidend ist stets die Qualität des Rohstoffs, nämlich die Trauben. Die Technologie in der Weinkellerei kann dazu beitragen, sie zu erhalten und optimal zu verarbeiten.
Welche Kapazität hat die Weinkellerei Matasci?
Wir sind einer der grössten Weinhersteller und -abfüller im Tessin. Aber wir setzen auf Qualität, um mit ausländischen Weinen konkurrieren zu können. Wir haben eine sehr grosse Kellereikapazität und verarbeiten grosse Mengen Wein. In den letzten Jahren haben wir das kleine Format erweitert, um mehr Cru, Einzellagen und Barrique-Weine herzustellen. Unsere Tanks variieren von 600 Hektolitern bis zu 10 Hektolitern und wir verwenden kleine Barriques von 225-228 Litern, einige davon aus Schweizer Eiche. Wir füllen weiterhin Weine ab, die aus Italien kommen. Aber wir sehen für die Zukunft mehr Facetten und kleinere Mengen als die ganz grossen Weinvolumen der Vergangenheit. Unsere Leidenschaft für den Wein und den Merlot, gepaart mit Tradition und Innovation, treibt uns zu Exzellenz an.
